Wie kann Agilität durch Achtsamkeit unterstützt werden?
Die digitale Transformation beschleunigt zunehmend das komplexe und dynamische Wettbewerbsumfeld von Organisationen (Baran and Woznyj, 2020; Mack and Khare, 2016). Um dieser Situation zu begegnen und überlebensfähig zu bleiben, implementieren Organisationen zunehmend agile Ansätze. Damit einhergehend wird Agilität zu einem zentralen Erfolgsfaktor (Overby et al., 2006). Agilität beschreibt die Fähigkeit, veränderte Bedingungen wahrzunehmen und sich effektiv an sie anzupassen, und wird auf individueller, Team- und Organisationsebene untersucht (Sherehiy et al., 2007; Tallon, 2019).
Scrum ist die am weitesten verbreitete und zunehmend genutzte agile Methode in Organisationen (Digital.ai, 2020). Methodologien und Tools sind Strukturen, die von außen Einfluss auf die Arbeitsweise von Individuen und Teams nehmen und können als Aspekte des 'doing agile' zusammengefasst werden. Auf der anderen Seite bilden Aspekte des 'being agile' die Art und Weise, wie Individuen, Teams und Organisationen die Arbeit in einer volatilen Umgebung wahrnehmen, bewerten und interpretieren und somit ihr Verhalten beeinflussen (Eilers et al., 2020).
Höhere Agilität korreliert erwiesenermaßen stark mit besserer Leistung, Befähigung, Kompetenzentwicklung, Kundenorientierung und Arbeitszufriedenheit in einer Organisation (Peters et al., 2020). Daher versuchen viele Organisationen, ihre Agilität zu erhöhen, stehen aber vor Herausforderungen im agilen Transformationsprozess (Dikert et al., 2016). In einer umfassenden Umfrage antwortete fast die Hälfte der Teilnehmer, dass nicht alle oder fast alle agilen Projekte erfolgreich sind und die größte Herausforderung mit der Organisationskultur zusammenhängt (Digital.ai, 2020), die ein Aspekt des "Agil-Seins" auf organisatorischer Ebene ist (Eilers et al., 2020).
Aspekte des 'being agile' sind noch unzureichend untersucht. Erste Ergebnisse haben gezeigt, dass das agile Mindset (agil sein) relevant zu sein scheint und dass der Einsatz von Methoden und Werkzeugen (agil tun) allein nicht ausreicht (Eilers et al., 2020; Peters et al., 2020). Weitere Erkenntnisse boten, Offenheit gegenĂĽber agiler Arbeitsweise der Beteiligten als ein wichtiger Aspekt des 'being agile' (Baumgart et al., 2015; Dikert et al., 2016; Eilers et al., 2020; Lee, 2012).
Bislang gibt es wenig Forschung darüber, wie das Zusammenspiel von 'being agile' und doing agile' positive Effekte erzielen kann und wie Aspekte des 'being agile' in Scrum-Teams verbessert werden können.
Die Forschung hat gezeigt, dass Achtsamkeitspraxis u.a. positive Auswirkungen auf Offenheit hat, die ein agiler Wert von Scrum sowie ein Erfolgsfaktor für das 'being agile' ist (Eilers et al., 2020; Mielke, 2021). Daher liegt der Schluss nahe, dass der positive Nutzen ein Ansatz sein könnte, um Herausforderungen zu bewältigen und Erfolgsfaktoren des 'being agile' in Scrum-Teams zu unterstützen.
Achtsamkeit bezieht sich auf eine bewusste und aufnahmebereite Aufmerksamkeit für gegenwärtige Ereignisse und Erfahrungen (Yu and Zellmer-Bruhn, 2018). Neurowissenschaftliche Studien zeigten den vielfältigen Nutzen von individueller Achtsamkeitspraxis (Tang et al., 2015) und mentalem Training, zumal verschiedene Achtsamkeitstechniken nachweislich spezifische Effekte auf Fokus, Kreativität, Resilienz und Empathie haben (Böckler et al., 2018; Trautwein et al., 2020).
Andere Studien zeigten den Nutzen von kollektiver Achtsamkeit in Organisationen und verweisen auf den Nutzen von Achtsamkeit am Arbeitsplatz (HĂĽlsheger et al., 2013), Achtsamkeit in Teams (Yu and Zellmer-Bruhn, 2018) und untersuchten kritisch Achtsamkeit in Organisationen (Rupprecht et al., 2019).
Eine Studie in Scrum-Teams zeigte, dass Achtsamkeitspraktiken einen positiven Einfluss auf die Effektivität von Stand-up-Meetings haben (den Heijer et al., 2017). Allerdings ist diese Studie auf Stand-up-Meetings beschränkt. Daher wird weitere Forschung vorgeschlagen (den Heijer et al., 2017).
Weitere Studien haben gezeigt, dass der Nutzen von Achtsamkeit für Organisationen als Ganzes nur dann realisiert werden kann, wenn Achtsamkeitstechniken regelmäßig praktiziert werden und dass dies die größte Herausforderung darstellt (den Heijer et al., 2017; Mielke, 2021).
Diese Erkenntnisse legen nahe, dass der klare Rahmen von Scrum durch Achtsamkeitspraktiken ergänzt werden sollte, um eine regelmäßige Achtsamkeitsroutine zu etablieren, um bestehende Herausforderungen zu überwinden und das 'being agile' in Scrum-Teams zu unterstützen.
Im ersten Schritt geht es nun darum, die folgenden Forschungsfragen zu klären:
RQ1: Wie kann Achtsamkeit helfen, Herausforderungen in Scrum zu überwinden und Scrum-Teams dabei zu unterstützen, "agil zu sein“?
RQ2: Wie kann eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis in Scrum-Teams integriert werden?
Zur Beantwortung dieser beiden Fragen wird die Literaturrecherche durch qualitative Forschung mit Expertendiskussionen in Fokusgruppen (Morgan et al., 1998) ergänzt. Diese werden aufgezeichnet und transkribiert, um die Inhalte anschließend qualitativ mit MAXQDA (Rädiker and Kuckartz, 2020) auszuwerten. Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert, um die Forschungsfragen zu beantworten.
In diesem ersten Schritt wird erwartet, dass die Forschung praktische Implikationen der Integration von Achtsamkeitspraktiken in Scrum aufzeigen wird und wie diese helfen können, Herausforderungen zu überwinden und Erfolgsfaktoren zu unterstützen sowie die Fähigkeit von Scrum-Teams zu verbessern, agil zu sein.
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